Aufrufe
vor 9 Jahren

24 Weihnachtsgeschichten, die das Leben schrieb

  • Text
  • Xmas
  • Sinn
  • Wunder
  • Geburt
  • Tod
  • Leben
  • Kurzgeschichten
  • Literaturwettbewerb
  • Schicksalsgeschichten
  • Schicksal
  • Heiligabend
  • Weihnachtsgeschichten
  • Weihnachten
24 Menschen, 24 Schicksale, 24 Weihnachtsgeschichten: Die hat jetzt die Webseite Schicksal.com im Rahmen eines Wettbewerbs online gestellt. Es handelt sich bei den Weihnachtsgeschichten nicht etwa um Märchen oder Fiktion - zu lesen sind wahre Geschichten, die das Leben schrieb. Und zwar zu Weihnachten. Mehr auf https://www.schicksal.com/Esoterik/Magazin/Weihnachten

Widersprüchliche

Widersprüchliche Gefühle MELANIE HÄDE Weihnachten bedeutet vor allem Freude, und das nicht nur für die Kleinen. Wir freuen uns auf die Geschenke, das Zusammensein mit der Familie, das köstliche Festmahl vor der Bescherung. Doch auch das Fest der Liebe kann uns nicht vor Schicksalsschlägen bewahren. Wie zu Weihnachten 2003, denn damals starb Oli. Dein persönliches Horoskop im Shop – sofort lieferbar! www.schicksal.com/ Horoskop-Shop Am 23. Dezember habe ich es erfahren. Ich kam von der Arbeit heim, und meine Mutter fing mich im Flur ab, als ich gerade Jacke und Schuhe auszog. Ich war guter Laune, da ich zwischen Weihnachten und Neujahr frei haben sollte und für den Abend einen Restaurantbesuch mit meinem damaligen Freund Andy geplant hatte. Mit trauriger, schleppender Stimme erzählte meine Mutter, dass Oli an diesem Tag gestorben sei. Oli war unser Nachbar. Wir wohnten seit vierzehn Jahren im gleichen Haus, einem zwölf Parteien umfassenden Hochhaus. Oli, seine Frau Birgit und deren Kinder Eve und Rick, waren gute Freunde von uns. Oli kannte ich vor allem als unternehmenslustigen und extrovertierten Kerl. Er war liebevoll und loyal seiner Familie und seinen Freunden gegenüber, und das ist es doch, was einen Menschen ausmacht. Es geschah im Skiurlaub. Ich glaube, sie waren im Defereggental. Auf jeden Fall waren sie in Österreich und dort, oder besser gesagt dort auf der Piste, ist es passiert. Oli und Birgit stiegen aus dem Lift. Die beiden schnallten ihre Skier an und wollten losfahren. In Wahrheit fuhr aber nur Birgit los. Oli kippte um und war nicht mehr ansprechbar. Rick war währenddessen mit einer Gruppe Jugendlicher auf einer anderen Piste unterwegs. Eve, die gerade zum ersten Mal Mutter geworden war, war ohnehin nicht mit in Österreich, sondern war daheim geblieben. Da man auf der Piste nun mal nicht Hand in Hand und für gewöhnlich auch nicht nebeneinander fährt, hatte Birgit zunächst nicht bemerkt, dass ihr Mann fehlte. Erst unten am Lift fiel ihr seine Abwesenheit auf. Eine fremde Frau hatte geistesgegenwärtig den Notruf gewählt und so wurde ein Hubschrauber geschickt, der Oli und die inzwischen wieder anwesende Birgit in ein Krankenhaus transportierte. Ich vermag es kaum, mir Birgit´s Schock auszumalen, als sie mit dem Lift wieder oben ankam. Oli hatte ein Aneurysma. Das ist eine Erweiterung der Arterien im Gehirn, glaube ich. Ich 32

habe natürlich kein medizinisches Fachwissen, doch nachdem ich jede Staffel »Greys Anatomy« in- und auswendig kenne, vermute ich, dass sein Aneurysma rupturiert ist. So kam es zu einer Hirnblutung, der er noch am selben Tag erlag. An Heiligen Abend kamen mein Bruder Andreas und seine Frau Silvia zur verabredeten Zeit, um 16:30 Uhr, zu uns. Es war jedes Jahr das Gleiche. Die gleiche Uhrzeit, der gleiche Ort, das gleiche Essen, der gleiche Ablauf. So wird es auch dieses Jahr sein, denn wir alle lieben es. Dein persönliches Horoskop im Shop – sofort lieferbar! www.schicksal.com/ Horoskop-Shop Das Weihnachtsessen, das bei uns bloß aus Schnitzel mit Champignonsoße und Beilagen bestand, war bereits fertig und duftete herrlich. Gerade als die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Wald verschwanden, sahen wir, wie Birgit und Rick auf den Garagenhof fuhren. Sie kehrten in eine leere, kalte Wohnung zurück. Kein Weihnachtsbaum war da, der die Dunkelheit zu erhellen vermochte. Kein Weihnachtsschmaus wartete darauf, ihre hungrigen Mägen zu füllen. Falls sie überhaupt so etwas wie Hunger oder Appetit verspürten. Wir aßen, spülten und dann machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich. Allerdings kürzten wir die Bescherung ab, was bedeutete, dass sich jeder sofort die für ihn bestimmten Geschenke raussuchte und auspackte. Der Abend fand somit ein frühes Ende. 33

© 2015 by Verlag Franz