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24 Weihnachtsgeschichten, die das Leben schrieb

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24 Menschen, 24 Schicksale, 24 Weihnachtsgeschichten: Die hat jetzt die Webseite Schicksal.com im Rahmen eines Wettbewerbs online gestellt. Es handelt sich bei den Weihnachtsgeschichten nicht etwa um Märchen oder Fiktion - zu lesen sind wahre Geschichten, die das Leben schrieb. Und zwar zu Weihnachten. Mehr auf https://www.schicksal.com/Esoterik/Magazin/Weihnachten

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Erfahre alles über Deine Persönlichkeit – in Deinem Geburtshoroskop! www.schicksal.com/Geburtshoroskop Carpe diem, genieße den Tag, so wollte ich durchs Leben gehen und besann mich wieder auf die weihnachtliche Atmosphäre und die Vorfreude auf den morgigen Abend. Bevor ich in meine Wohnung ging, kaufte ich noch ein paar eigentlich viel zu teure Pralinen. Eine kleine Aufmerksamkeit für Papa, der genau diese Sorte so sehr mochte. In der Wohnung angekommen packte ich gleich meine Gitarre aus, ich wollte dieses Jahr unter dem Tannenbaum ein Lied vortragen, dass noch ein wenig Übung vertrug. Versunken in meine Akkorde schreckte mich das Telefon auf. Mein erster Gedanke war, es zu ignorieren, aber die Neugierde siegte und schließlich griff ich dann doch zum Hörer. »Guten Abend. Spreche ich mit Julia Petersen?« »Ja«, antwortete ich. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?« »Mein Name ist Gustav Jensen von der Polizeidienststelle in Husum. Ich rufe von dem Apparat Ihrer Eltern an. Ich muss Ihnen mitteilen, dass ihr Vater heute einen tödlichen Verkehrsunfall hatte.« Ich lachte. »Wie bitte?«, antwortete ich. »Das ist mit Sicherheit eine Verwechslung. Ich habe heute Abend noch mit meinem Vater telefoniert. Er führt mich morgen Abend zum Essen aus.« »Frau Petersen. Ich gebe Ihnen kurz Ihre Mutter«, antwortete der Polizist. »Kommst du nach Hause?«, flüsterte eine von unsäglichem Schmerz gebrochene Stimme in den Hörer, der mir soeben nach und nach aus der Hand rutschte. Ein eiserner Schlag traf meinen Körper mit voller Wucht und riss mir mein Inneres heraus. Ich schrie, taumelte, fiel hin und versuchte meinen Körper vor weiteren Schlägen zu schützen, doch es war hoffnungslos. Der virtuelle Angreifer rüstete auf und versetzte mir einen Schlag nach dem anderen. Unerträgliche Qual kroch in meinen Körper und breitete sich aus – wehrlos, hilflos, machtlos ertrug ich die ersten Stunden der Trauer. So hatten wir uns Weihnachten nicht vorgestellt. Weinend saßen meine Mutter, meine Geschwister und ich unter dem Baum, unfähig uns über irgendetwas zu freuen. Das Loch, das der Tod von Papa gerissen hatte, schien so unendlich groß, dass ein ganzer Planet hätte hinein passen können. Statt Freude und Besinnlichkeit waren Trauer und Verzweiflung zu Gast. Nein, das war kein Weihnachten … Oder doch? Ich entdeckte unter dem Baum eine Tüte, die bislang unbemerkt geblieben war. Und niemand wusste, wer sie dort hingelegt hatte. Trotz oder wegen meiner Trauer warf ich einen Blick hinein, was für eine Überraschung! In der Tüte war für jeden von uns ein Geschenk von meinem Vater, er musste diese wohl kurz vor seinem Unfall unter den Baum gelegt haben. Völlig überwältigt packte einer nach dem anderen sein persönliches Geschenk von Papa aus. Er war plötzlich mitten unter uns, brachte uns durch seine Geschenke zum Staunen und zum Lachen. Ja, er schaffte es sogar, eine gewisse Leichtigkeit unter uns zu erzeugen. Ich war wie beseelt von dieser Stimmung. Für mich hatte er einen Schal ausgesucht, in meiner Lieblingsfarbe. Ein blauer kuscheliger Winterschal, der mich auch heute, 20 Jahre später, immer noch wärmt und beruhigt, wenn es draußen oder in mir fröstelt und stürmt. 18 Uhr. Ich bin spät dran. Nur noch fünf Tage bis Weihnachten und es fehlen noch ein paar Geschenke. Draußen liegt Schnee und ich schmücke mich mit meinem blauen Schal, passend zu meiner neuen Winterjacke. 10

Weihnachten 1996 ALBERT ANTON ALTHOFER Eigentlich wollten wir die Weihnachtstage in den Bergen verbringen. Gemeinsam mit Tochter und Schwiegersohn und Enkelkind. Zwei Zimmer in einer kleinen Pension im Dachsteingebiet waren bereits reserviert. Weil sich der kleine Daniel, unser Enkelsohn, aber eine ziemlich schwere Erkältung zuzog, die sich hartnäckig hielt und ihn mit 40 Grad Fieber ans Bett fesselte, riefen wir am 22. Dezember die Gastwirtin an, die sich verständnisvoll zeigte und eine Stornierung akzeptierte. Weil wir Weihnachten aber unbedingt mit unseren Kindern gemeinsam feiern wollten, ging es am 24. Dezember zwar nicht in die Berge, dafür aber in aller Herrgottsfrüh schon mit dem Zug Richtung Frankfurt, wo unsere drei Liebsten seit zwei Jahren in einem kleinen Häuschen Dein persönliches Horoskop im Shop – sofort lieferbar! www.schicksal.com/ Horoskop-Shop am Main im Ortsteil Sindlingen lebten. Am frühen Nachmittag dieses 24. Dezember 1996 kamen wir in der deutschen Banken- und Wirtschaftsmetropole an, in der nichts an das erhoffte winterliche Weihnachten in den Bergen erinnerte. Trüb war alles. Das Land in einen dichten feuchten Nebel gehüllt. Die Stadt unter einer Dunstglocke gefangen. Trotzdem lachten unsere Herzen, als Daniela uns am Bahnhof abholte und drückte und herzte. Mehr als ein halbes Jahr war es her, dass wir unsere Tochter zuletzt gesehen hatten. Der Weihnachtsabend war still, beschaulich, ruhig. Wohl weil der kleine Daniel ziemlich geschwächt war und nicht, wie gewohnt, herumtobte und Oma und Opa in Besitz nahm und dies und jenes wissen wollte und »mehr, mehr« und »noch mal, noch mal« forderte. Nach der Bescherung und dem Aus­ 11

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