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24 Weihnachtsgeschichten, die das Leben schrieb

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24 Menschen, 24 Schicksale, 24 Weihnachtsgeschichten: Die hat jetzt die Webseite Schicksal.com im Rahmen eines Wettbewerbs online gestellt. Es handelt sich bei den Weihnachtsgeschichten nicht etwa um Märchen oder Fiktion - zu lesen sind wahre Geschichten, die das Leben schrieb. Und zwar zu Weihnachten. Mehr auf https://www.schicksal.com/Esoterik/Magazin/Weihnachten

Der gute Weg durch

Der gute Weg durch packen der Geschenke legte er sich wieder in sein Bett, ich las ihm eine Geschichte vor und noch bevor sie endete, schlief er tief und fest. Kurz vor Mitternacht machten meine Frau, unsere Tochter und ich uns auf, die Christmette in der eine Straßenkreuzung weiter liegenden Evangelischen Kirche zu besuchen. Unser Schwiegersohn blieb zu Hause und wachte über den kleinen Daniel. Trotz des trüben Dezemberwetters herrschte in der kleinen grauen Steinkirche eine feierliche Weihnachtsstimmung. Der geschmückte Baum, die Weihnachtskrippe mit den großen, holzgeschnitzten Figuren, die vielen Kerzen, das Spiel des Organisten: der Heilige Abend, die Heilige Nacht hätte auch in den Bergen nicht schöner sein können. Die Bänke in der Kirche waren gut gefüllt, die Augen der Menschen leuchteten, und mit Inbrunst und Hingabe kam das Lied »Es ist ein Ros’ entsprungen« aus den Herzen und Kehlen der Kirchgänger. Und dann plötzlich ein ohrenbetäubender Knall. Und noch einer. Eine Explosion, die nicht nur die Trommelfelle der Friedenssuchenden durchschlug und zerstörte, sondern auch die Leiber beutelte und durch die Gegend warf. Zuerst ein Augenblick der völligen Stille, in der nur der Knall der Explosion weiter durch die Kirche hallte. Dann erste Schreie, ein Wimmern da und dort, verzweifeltes Weinen. Die graue Kirche hatte schlechte Zeiten: Das Horoskop »Krise als Chance«! www.schicksal.com/Krise-als- Chance sich in eine Kirche des Grauens verwandelt. Zerrissene Liederbücher, geborstene Fenstergläser, Teile der Holzbänke über die ganze Kirche verstreut. Dazwischen verletzte Menschen, liegend und kriechend und röchelnd. Oder laut um Hilfe schreiend. Und Menschen, die sich nicht mehr rührten, nur mehr dalagen, in Blutlachen. In dieser Heiligen Nacht haben meine Frau, meine Tochter, mein Schwiegersohn und ich kein Auge zu gemacht. Still, das Geschehene nicht glauben könnend, saßen wir da und fragten uns, was das wohl war. Und hatten Radio und Fernseher aufgedreht, um zu erfahren, was in der Evangelischen Kirche von Sindlingen während der Christmette 1996 geschah. Es dauerte lange, bis die Meldungen sich zu einem Bild zusammenfügten. Und noch länger dauerte es, bis wir das Geschehene begreifen konnten. Wahrscheinlich können wir das heute noch nicht. In dieser Christnacht des 24. Dezember 1996 hatte eine geistig verwirrte Frau während der Weihnachtsmette in der Evangelischen Kirche von Sindlingen mit zwei Handgranaten, die sie zündete, nicht nur sich selbst umgebracht, sondern auch zwei weitere Menschen mit in den Tod gerissen und zahlreiche andere schwer verletzt. Diese Frau, Heidrun J., achtundvierzig Jahre alt, kehrte zu dieser Tat an ihren Heimatort zurück, wo sich ihr Sohn vor mehr als zehn Jahren vor einen Zug warf und sich so das Leben nahm. Meine Frau, meine Tochter und ich hatten Glück, wir wurden nicht verletzt in dieser Weihnachtsnacht des 24. Dezember 1996. Zumindest nicht äußerlich. Aber Spuren hat diese Weihnachtsnacht alle mal hinterlassen. Bei uns allen. Und Weihnachten seither war niemals mehr so, wie Weihnachten zuvor war. Und wird es auch nie wieder so sein. Auch wenn wir Weihnachten in den verschneiten Bergen verbringen. Und auch wenn der kleine Daniel – der in der Zwischenzeit ein erwachsener Mann ist, aber Weihnachten trotzdem noch mit seiner Familie feiert – am Weihnachtsabend kerngesund ist. 12

Der Schokoladenmann STEVE HOEGENER Superman musste gerettet werden! Er war mit einer stählernen Klammer an einen Operationstisch mit Blinklichtern gefesselt, welcher im Labor eines wahnsinnigen Wissenschaftlers stand, der sich anschickte, die Weltherrschaft an sich zu reißen; und zwar mit Hilfe der Radiowellen seines Gedankenmanipulators. Und eine überraschende Helferin würde Superman aus der Gefangenschaft erlösen: eine entschlossene Lois Lane - den Namen fand Eduard damals sonderbar exotisch - schwang, in ein Superheldenkostüm mit knappem Faltenrock gekleidet, der ihre sportlichen Beine in der dynamischen Bewegung gänzlich enthüllte, mit nackten Armen und Lederhandschuhen eine Art eiserne Kugel im Kreise über ihrem Kopf. Unerhört! Diese Frau wollte er heiraten! Das schwor Eduard sich, während er alleine auf der Holztreppe saß und an einem Stückchen Schokolade lutschte, das er sich für Weihnachten aufgespart hatte. Es schmolz schneller als gedacht, da er beim Umblättern nervös darauf herumkaute. Er versuchte nun also die süße, weiche Masse auf der Zunge zergehen zu lassen, um das allmähliche Sichauflösen der beglückenden Süße in seinem wässernden Mund so lang als irgend möglich zu retardieren. Das reine, zeitlose Glück, und die schmerzliche Leere danach! Eigentlich, erkannte er beim genauen Beschauen der Comicseite, war es ein kugelrundes Gerät aus dem Labor, das Lois da schwang und es würde, einmal losgelassen, schwupp die zwei blonden Bösewichte treffen, die in schwarze Trenchcoats gekleidet und mit Maschinenpistolen bewaffnet, wild schießend in das Labor des wahnsinnigen Genies hereinstürmten. Sie wollten - vergebens versteht sich - Supermans Befreiung vereiteln. Doch schon waren Tausende Radiohörer in Metropolis von der Technik des klumpfüßigen Doktors und seiner dadurch ins Unermessliche amplifizierten Beredsamkeit verzaubert, einer Art kollektivem Traumbild verfallen. Sie liefen durch sonnendurchflutete, blühende, ja reine Landschaften, gewandet in luftige Togen. Und mit verklärt in die Ferne ausgerichteten blauen Augen schritten sie Hand in Hand voran in eine sorgenfreie Zukunft, einer sich hypnotisch drehenden Sonne entgegen. Dein persönliches Horoskop im Shop – sofort lieferbar! www.schicksal.com/ Horoskop-Shop In diese wunderliche Welt war Eduard am 24. Dezember 1947 versunken, als sich die Haustür öffnete und ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging, der 13

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